Interview Manuel O. Bendrin
Manuel O. Bendrin hat dieses Jahr seinen ersten Roman veröffentlicht, nachdem er zuvor Kurzgeschichten geschrieben hat. Was er darüber zu erzählen hat? Ich lasse ihn lieber selbst zu Wort kommen:
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ganz klassisch. Ich habe viel gelesen und irgendwann Anfang der Pubertät kam mein innerer Frosch durch und rief: »Dat kann ich ock!«
Und nach einigen schmerzhaften Lektionen im Bereich Kritikfähigkeit und Handwerkskunst habe ich es Mitte 30 dann auch zu einem ganz passablen Schreibstil gebracht.
Vor deinem Roman hast du zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Wie hat sich die Arbeit an dem Roman von der Arbeit an einer Kurzgeschichte unter-schieden?
Ein Roman hat wesentlich mehr Möglichkeiten, vom Plan abzuweichen, als eine Kurzgeschichte. Gerade mein Debüt »Legende eines Helden« ist in der Beziehung aber ungewöhnlich, da ich die erste Version bereits vor gut 20 Jahren verfasst habe und die Storyline noch einmal komplett überarbeitet habe. Bis auf die Grundaussage und die Hauptcharaktere ist wenig gleich geblieben. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als eine Geschichte von Grund auf zu schreiben.
Meine späteren Geschichten haben sich tatsächlich nicht so sehr von Kurzgeschichten unterschieden. Ich kann sogar zu meinem eigenen Erstaunen sagen: Romane brauchen wesentlich weniger Planung am Anfang, als Kurzgeschichten. Man kann die Zügel freier lassen und muss sich nicht über jedes Wort und jede Szene im Klaren sein, bevor man loslegt.
Wie viel hast du für deinen Roman recherchiert?
Recher-was? Ich habe mir eine Vokabelsammlung für Altsächsisch besorgt und bei Freunden Kroatische und Norwegische Namen und Vokabeln erfragt. Am Ende haben die Vokabeln es aus Rücksicht auf die Leser nicht in das Buch geschafft. Sprachenwirrwarr hebe ich mir für spätere Werke auf.
Der Weltenbau ist gerade in der Fantasy ein großes Thema. Wie hast du deine Welt erschaffen?
Ich spiele Alice und folge jedem Kaninchen, das an mir vorbei rennt. Eigentlich kann ich nicht sagen, dass ich aktiv Weltenbau betrieben hätte. Ich bevorzuge den Stil der 80er und frühen 90er, wo die Welt größtenteils der Vorstellung des Lesers überlassen wird. Ich habe eine mittelalterliche Fantasykultur geschaffen, deren genaue Regeln und Aussehen dem Leser überlassen werden. Ich mag es auch als Leser einfach, wenn ich viel von meiner Fantasie in ein Buch einbringen kann und mir nicht alles vorgekaut und in den Kropf gestopft wird.
Das, was ich gebaut habe, hat sich organisch aus der Geschichte ergeben. Ich habe es so geschaffen, wie die Geschichte und die Charaktere es brauchten und haben wollten. So gesehen habe ich die Welt um die Charaktere herum geschaffen und nicht die Charaktere in eine Welt gesetzt.
Ein Protagonist kommt selten ohne seinen Antagonisten aus. Doch wen hast du lieber geschrieben?
Īsarnaro als Protagonist war für mich die richtige Wahl. Ich habe jeden Charakter gerne geschrieben, auch wenn ich Īsarnaro als Protagonist wirklich regelmäßig hätte schlagen wollen für sein Impostersyndrom. Den Antagonisten zu schreiben, konnte ich nicht so genießen, wie ich es hätte tun können, da ich aus Handlungsgründen einfach viel zu viel auslassen musste, das ihn ausmacht.
Fantasyautoren gibt es viele. Doch welche haben dein Werk beeinflusst?
Ganz weit vorne dürfte da Barbara Hambly stehen, deren Schreibstil und Erzählstil mich i.A. geprägt hat. Ansonsten vermute ich, dass auch Joe Abercrombie und Anthony Ryan genug Eindruck geschunden haben, dass ich mich beim Neuschreiben von der High Fantasy ab- und dem Grimdark zugewandt habe.
Erzähl ein bisschen über deinen Roman und wie die Idee dazu entstand.
Ganz ehrlich habe ich längst keine Ahnung mehr, woher die Idee dazu kam. Das liegt weit über zwanzig Jahre zurück und ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was mein spätpubertäres Ich sich dabei gedacht hat.
Bei dem Roman habe ich jedenfalls versucht, ein wenig vom normalen Klischee abzuweichen, ohne die bekannten Pfade zu sehr zu verlassen. Es geht um einen Jahrtausende alten Krieg zwischen Dämonen und Magiern um die Vorherrschaft der Welt. Aber im Mittelpunkt steht mit Īsarnaro die Frage danach, was ein Held ist und was ihn ausmacht; welche innere und äußere Grenzen einen Helden bestimmen und die Frage danach, wie viel man letztlich für seine Werte und Hoffnungen zu zahlen bereit ist. Alles hat seinen Preis – manches fordert einen Blutzoll, anderes zahlt man mit viel persönlicheren Dingen.