Autoreninterview spezial Weltenportal Vampir-Veröffentlichung
Für alle, die heute nicht auf der BuCon in Dreieich sein können, hier das Interview mit Herausgeber Christoph Grimm zur Vampir-Sonderausgabe.
Warum ist die „vermeintlich“ sechste Ausgabe des Weltenportals eine Themenausgabe?
„Weltenportal“ ist thematisch breit aufgestellt. Ich hatte den Gedanken, dass jedes „Jubiläumsheft“ – also jede fünfte Ausgabe – entsprechend der vielfältigen Grundkonzeption sich einem bestimmten Thema widmen könnte.
Nun, aus organisatorischen Gründen wurde es das sechste Heft – und mittlerweile bin ich von der Idee der Themenausgaben wieder abgekommen. Ein Sonderheft ist deutlich schwieriger zu organisieren und zusammenzustellen, als eine reguläre Ausgabe. Hinzu kommt, dass ich mir eingestehen musste, dass ich die ursprünglich halbjährliche Erscheinungsweise nicht aufrechterhalten kann. Es macht wenig Sinn, zwischen den regulären Ausgaben zugunsten eines Themas, das sicherlich nicht alle Leser:innen gleichermaßen interessiert, so viel Zeit verstreichen zu lassen. Daher ist die Vampirausgabe ein unnummeriertes, vorerst einmalig gedachtes Special.
Wie kam es zu dem Themenschwerpunkt „Vampire“?
Vampire haben mich von jeher fasziniert und begleiten mich seit meiner Jugend in verschiedenen Interpretationen, u. a. die Romane von Anne Rice und Brian Lumley, die Hammer-Filme mit Christopher Lee, „Tanz der Vampire“ und verschiedene TV-Serien („Buffy“, „True Blood“ und – vermutlich überraschend – „Vampire Diaries“). Es ist die Kombination eines Lebens, das mit übermenschlichen Kräften und Langlebigkeit Vorteile bringt, aber auch durch Blutdurst und Verlust geprägt ist, das die Vampire so reizvoll macht.
Dieses Mal hast du bewusst Autoren und Autorinnen eingeladen, Texte einzureichen. Weshalb gab es keine öffentliche Ausschreibung?
Ich treibe mich schon einige Jahre in der deutschsprachigen Phantastikszene herum und habe als Herausgeber mittlerweile mit über 100 Autor:innen zusammengearbeitet. Als die Planung der Ausgabe konkreter wurde, kamen mir auch gleich einige Namen in den Sinn. Ich hatte die starke Vermutung, dass alle Angefragten jeweils ganz unterschiedlich an die Thematik herangehen würden – und das hat sich auch bewahrheitet.
Hat sich die Arbeit an der Sonderausgabe von den anderen unterschieden?
Gerade bei den Artikeln im Sekundärbereich musste ich darauf achten, dass sie sich inhaltlich nicht zu sehr überschneiden. Gleichfalls habe ich mir überlegt, welche Inhalte für potentielle Leser:innen interessant sein könnten. Detlef Klewer ist in seinem Artikel „Draculas Ahnen“ auf den bekanntesten aller Vampire eingegangen und Friedhelm Schneidewind hat in einem Abschnitt die wissenschaftlichen Untersuchungen des Vampir Mythos im 18. Jahrhundert umrissen. Meinen eigenen Artikel über den gut dokumentierten Vorfall 1731 in Medvegya sowie eine Dracula-Besprechung habe ich daraufhin gestrichen und stattdessen David A. Lindsams kluger Analyse von Dana Grigorceas „Die nicht sterben“ Platz eingeräumt.
Kann man sagen, dass diese Ausgabe durch das gleiche Thema, die beste Zusammenstellung an Texten ist oder bevorzugst du die thematische Vielschichtigkeit der ersten fünf Ausgaben?
Als ich das Magazin konzeptionierte, schwebte mir eine abwechslungsreiche Literaturzeitschrift für alle Spielarten der phantastischen Literatur vor: Eine abgedrehte Fantasygeschichte sollte neben einer nachdenklichen Sciencefiction-story stehen, ein Gruselkrimi nach einem Steampunkroman besprochen werden können. Eine Themenausgabe hat ihren Reiz und ich möchte nicht ausschließen, irgendwann wieder eine anzugehen. Als Herausgeber und schlussendlich auch als Leser gefallen mir „bunte“ Ausgaben aber besser.
Das Vampirgenre wird wie so viele andere von einer bestimmten Lesergruppe konsumiert. Wie würdest du Nicht-Vampir-Leser*innen überzeugen, einen Blick in die Sonderausgabe zu werfen?
Glitzerfrei! Absolut glitzerfrei!
Gut, die Aufmerksamkeit von „Team Edward“-Geschädigten habe ich jetzt ;).
Doch von „Twilight“ abgesehen: Viele verbinden Vampire mit Klischees, die durch „Carmilla“, „Dracula“ oder später Anne Rice‘ Romane geprägt wurden. Ich möchte nicht soweit gehen, zu behaupten, in den 15 Geschichten der Ausgabe würde man einigen davon nicht begegnen. Den Autor:innen und mir war es jedoch wichtig, der Thematik neue Facetten abzugewinnen. U. a. könnt ihr eine Ermittlung im Reich der Tiere begleiten, in postapokalyptische Szenarien und düstere Dystopien eintauchen, euch auf einen langen Flug zwischen Erde und Mars begeben oder von einer alternden Mutter und ihrer ewig jungen Tochter lesen. Schlösser in den Karpaten glänzen hingegen durch ihre Abwesenheit ;). Darüber hinaus werdet ihr in durch die Artikel und Rezensionen garantiert auf das ein oder andere Werk, die ebenfalls die Thematik originell angehen, neugierig gemacht.