Interview Henning Mützlitz
Hallo zusammen.
Heute durften wir den Geek-Chefredakteur Henning Mützlitz interviewen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Antwort: Für das Schreiben begeistere ich mich schon immer, und es hat schon in der Grundschule angefangen, dass ich kleine Krimis geschrieben und eine „Hauszeitung“ für unsere Familie erstellt habe. Zum professionellen Schreiben bin ich gegen Ende des Studiums gekommen: Dort habe ich meinen ersten Roman verfasst, der dann 2008 erschienen ist, und nebenher für eine Lokalzeitung gearbeitet. Beides hat den Weg für meine weitere berufliche Laufbahn geebnet.
Du bist einer der beiden Chefredakteure der Zeitschrift “Geek”. Was sind deine Aufgaben?
Antwort: Die redaktionellen Aufgaben sind wie bei jeder Zeitschrift sehr vielfältig, da ich und mein Co-Chefredakteur Björn Sülter ja „den Laden zusammenhalten“ müssen. Allgemein geht es mit der Heftplanung los, erstreckt sich über die Themenzuweisung an unsere freien Mitarbeiter, die Koordination mit dem Verlag, der Anzeigenagentur und weitere Partner bis hin zum Redigat von Texten, der Bildredaktion und der Koordination mit unseren Grafikerinnen. Die fertigen Layouts wollen dann noch kontrolliert und korrigiert werden. Daneben schreibe ich auch selbst Artikel und betreue redaktionelle Rubriken, also kommen noch Recherche, Kommunikation mit Agenturen und/oder Interviewpartner:innen sowie das Schreiben der Texte hinzu. Dazwischen organisiere ich Preise für Gewinnspiele, plane und koordiniere Advertorials oder andere Heftmarketingaktionen und passe die Seitenplanung an. Und noch bevor das Heft im Druck ist, geht das Ganze schon für die nächste Ausgabe los. Das kann manchmal ganz schön viel auf einmal sein, aber gerade die Vielfalt und Abwechslung macht mir besonders Spaß.
Übrigens: Wie alle anderen Autor:innen der Geek! sind Björn und ich freie Journalisten und Autoren – die Geek! ist nur ein Teilbereich von dem, was wir beruflich machen. Leben könnten wir nicht davon allein.
Die Zeitschrift hat jeweils einen Themenschwerpunkt. Wie fällt die Entscheidung, mit welchem Thema die nächste Ausgabe befasst?
Antwort: Das ist ganz unterschiedlich. Meistens suchen wir vor der konkreten Heftplanung die für den Erscheinungszeitraum relevanten Filme und Serien für uns heraus. Meist drängen sich dann ein, zwei Kandidaten auf, die für den Titel in Frage kommen. Welcher der zu Auswahl stehenden es dann tatsächlich wird, hängt davon ab, ob wir Interviews bekommen, wie viel zum Druckdatum an Inhalt bekannt ist, ob der Kinostart gut oder schlecht für uns liegt oder ob das Thema für unseren Verlag eine besondere Priorität genießt.
In der am 23. Juni erscheinenden Ausgabe 73 zum Beispiel fiel die Wahl schnell auf Deadpool & Wolverine, da wir länger keinen Marvel-Film mehr auf dem Cover hatten und unser Verlag Panini Comics Marvel-Lizenznehmer ist. Außerdem startet der Film erst Ende Juli, weshalb wir einen guten Monat haben, um munter zu spekulieren, worum es denn gehen könnte und die Leser:innen möglichst wenig Wissensvorsprung vor uns haben, wenn das Heft erscheint. Bei uns liegen zwischen Drucklegung und Erscheinungsdatum rund drei Wochen – kommen in der Zwischenzeit bahnbrechende neue Trailer oder Infos zu einem Film, stehen wir etwas blöd da. Die Leute sollen ja möglichst kein Heft kaufen, dessen Infos bereits veraltet sind.
Hast du selbst hierbei auch deine Vorlieben? Oder geht es dir hauptsächlich um die gleichwertige Qualität der Ausgaben?
Antwort: Natürlich haben wir unsere Steckenpferde, die wir eher für einen Titel in Betracht ziehen als andere. Star Trek genießt hierbei sicher ein wenig eine Ausnahmestellung. Generell gilt aber, dass wir auch auf Verkäuflichkeit und Sichtbarkeit am Kiosk achten müssen, weshalb häufig die großen Franchises wie Marvel, DC und Star Wars prominent bei uns vertreten sind. An anderen Filmen kommen wir an einem Titel nicht vorbei, wie unlängst beim zweiten Dune.
Generell wollen wir natürlich gleichbleibende Qualität bei den Titelthemen liefern, aber wenn zwei Tage vor dem Druck der Interviewtermin mit einem Hollywoodstar platzt, der fix vorgesehen war, oder ein Studio uns partout keine Infos über die bereits öffentlich verfügbaren hinaus geben will, müssen wir trotz eigentlich längerer Heftproduktionszeiten kurzfristig improvisieren.
Letzte Frage hierzu: Nenne drei überzeugende Gründe, die “Geek!” zu lesen, falls man noch nicht auf den Geschmack gekommen ist.
Antwort: Die Geek! bietet eine Bündelung vieler, vieler spannender und informativer Artikel und Hintergrundinfos zu einer großen Bandbreite „geekiger“ und „nerdiger“ Themen. Als Printzeitschrift sorgt sie zudem für eine gewisse Entschleunigung, wenn man sich bewusst mit einem Thema befassen möchte – mit der Tagesaktualität des Internets können und wollen wir dabei gar nicht mithalten. Stattdessen soll die Geek! einen zeitlich unabhängigeren Wohlfühlfaktor bieten und ist zu einem großen Teil auch nach Jahren immer noch einen Blick wert.
Kommen wir zu deinen eigenen Veröffentlichungen. Was hier direkt auffällt, sind die vielseitigen Themen, zu denen du veröffentlichst. Wie kam es zu so unterschiedlichen Projekten?
Antwort: Generell verstehe ich mich als Phantastikautor. Die meisten meiner Veröffentlichungen sind in unterschiedlichen phantastischen Subgenres angesiedelt. Das reicht von Dark-Fantasy mit Mantel&Degen-Elementen wie in Hexagon – Der Pakt der Sechs über High-Fantasy wie in Wächter der letzten Pforte bis hin zu augenzwinkerndem Pulp-Horror in Sorrowville, um mal ein paar Beispiele zu nennen.
Historische irdische Setting finde ich ebenfalls sehr spannend, so dass es folgerichtig war, auch historische Romane zu schreiben. Ein Stückweit war das aber auch Pragmatismus: Als ich mit meiner damaligen Agentur den Roman Im Schatten der Hanse angeboten hatte, waren Fantasy-Titel, wie ich sie mag, bei den Verlagen nicht so gefragt, weshalb wir es damit versuchten. Prompt verkauften wir ihn an Emons. Der abenteuerliche Roman zur Zeit zur Zeit der Hanse im Spätmittelalter ist bis heute mein erfolgreichstes Buch und bekam auch einen Nachfolger – aber ich habe zu dieser Zeit gemerkt, dass mir die Phantastik einfach mehr Spaß macht.
Im Herbst 2024 erscheint mit Heroes of Alcaria – Der Stein des Hexers übrigens ein neuer Fantasy-Roman bei der Edition Roter Drache, der nicht nur, aber auch für alle Fans von Pen&Paper-Rollenspielen wie Dungeons&Dragons und Das Schwarze Auge interessant sein dürfte.
Was muss ein Plot haben, damit du dich hinsetzt und ihn niederschreibst?
Antwort: Meist kommen zuerst die Figuren zu mir – das hört sich immer etwas komisch an, geht aber meines Wissens nach vielen Autor:innen ebenfalls so. Das kann in einer ganz alltäglichen Situation sein, wenn man zum Beispiel gerade Auto fährt oder irgendwo entlangläuft. Dann sind sie da. Diese Figuren haben meistens mehrere Konflikte auszutragen, und ausgehend davon denke ich weiter über ihre Umgebung nach: Wie sind diese inneren und äußeren Konflikte entstanden? Welche Zwänge wirken auf die Figur ein? In welchem sozialen Bezugsrahmen bewegt sie sich? Was muss sie tun, um sich der Konflikte anzunehmen? Tut sie dies freiwillig oder zwingen die Umstände sie dazu?
In was für einem Setting oder welchem Genre das Ganze angesiedelt ist, weiß ich dabei meistens schon. Das hängt häufig davon ab, für was ich mich gerade mehr begeistere, dann entstehen ganz automatisch Ideen in diesem Umfeld. Ist das Ganze in meinem Kopf halbwegs ausgereift, skizziere ich einen Grundplot. Dieser bildet dann meist die Grundlage für alles Weitere. Ob ich die Idee dann tatsächlich verfolge und ein Romanentwurf daraus wird, hängt davon ab, ob ich Zeit und Lust darauf habe, ob die Idee und das daran hängende Worldbuilding tragfähig sind, das Projekt in irgendeiner Form verkäuflich ist und so weiter. In den letzten Jahren ist das Plotten und Schreiben bei mir berufsbedingt etwas in den Hintergrund getreten – ich kann dem Ganzen nicht mehr den Raum geben wie früher. Dafür macht es aber viel Spaß, wenn ich dann doch dazu komme. Nicht zuletzt deswegen freue ich mich schon sehr auf den Herbst, wenn mein neuer Roman erscheint.