Interview Bernd Schuh
Heute beantwortet uns Bernd Schuh unsere Fragen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Darauf gibt es keine einfache Antwort. Jedenfalls gab es keine Initialzündung, auch kein Trauma wie bei manchen Schriftstellern, die nur durch Schreiben eine schlimme Erfahrung verarbeiten können. Ich habe eigentlich immer geschrieben, schon als Jugendlicher. Ob man es nun Gabe oder Sucht nennt, es ist ein Drang, den man nur schwer los wird – wenn man das denn will. Will ich nicht. Aber ich habe ihn unter Kontrolle, Zwinker-Smiley.
In früheren Interviews habe ich schon Monika Niehaus und Kai Focke zu ihren Publikationen in den Phantastischen Miniaturen befragt. Wie kam es zu deiner Zusammenarbeit mit Thomas Le Blanc?
Meine sehr gute und sehr langjährige Freundin Monika Niehaus hat mich in diesen Kreis eingeführt. Thomas war gleich von meiner ersten SF-Geschichte angetan. Seitdem bin ich dabei.
Sollte jemand von dir noch keine Geschichte gelesen haben, welche würdest du als Einstieg empfehlen?
Darf ich mehrere nennen? Wer’s ernst und versponnen mag, sollte sich durch „Simulachron 0“ arbeiten, in meinem Band „irre real“ bei p.machinery. Vorsicht, mitdenken! Auch „Verhör“ gehört in diese Kategorie. Man findet die Story in „Zweitausendvierundachtzig – Orwells Albtraum“, herausgegeben von Rainer Schorm und Jörg Weigand. Wer’s lieber heiter und kurz, aber schräg mag, dem empfehle ich meinen dritten Liebling „Kein Termin“, ebenfalls in „irre real“.
Wie charakterisierst du deinen eigenen Schreibstil?
Keine Ahnung. Ich bin sicher kein Joyce und auch kein Goethe. Aber ich könnte so schreiben – wenn es zur jeweiligen Geschichte passt. Das ist das Wichtigste, denke ich, eine der Geschichte angemessene Flexibilität. Wenn du wissen willst, ob ich als Autor eine bestimmte „Handschrift“ habe, eine Wiedererkennbarkeit in Stil und Thematik, dann würde ich eher sagen: nein. Aber eine gute KI käme da vielleicht zu einem anderen Ergebnis.
Von Beruf bist du Physiker. Warum schreibst du Phantastik?
„Warum nicht?“, ist die erste Antwort, die mir einfällt. „Gerade deshalb!“ die zweite. Such dir eine aus! Eine andere Antwort wäre: Unter den, sagen wir, dreißig besten/bekanntesten/meistgelesenen SF-Schriftstellern sind mindestens ein Drittel Naturwissenschaftler. Ich neige zu der Auffassung, dass das eine (Physiker sein) mit dem anderen (Fantastik schreiben) nicht viel zu tun hat. Außerdem hätte bei mir deine Frage auch lauten können: Du bist Wissenschaftsjournalist. Warum schreibst du Fantastik? Und da würde ich sagen, wer über Wissenschaft schreibt, kommt ums Fantasieren nicht herum. Denn verantwortungsvoller Journalismus fragt auch immer nach den Folgen und Auswirkungen der Errungenschaften, über die er schreibt.
Wie lange schaffst du es, nicht zu schreiben?
Wie oben schon gesagt: Ich hab’s unter Kontrolle. Andere „Süchte“ helfen dabei. Die Wissenschaft hat mich nie ganz losgelassen, ich bin auch immer noch als Forscher aktiv, überwiegend auf dem Feld der Mathematik. Das beschäftigt mich manchmal monatelang, Monate, in denen ich ans Schreiben kaum denke.
An welchem Projekt arbeitest du aktuell?
An weiteren „Crazy dreams“, wie ich sie im ersten Story-Band „irre real“ beschrieben habe. Ein zweiter Band wartet auf Veröffentlichung, ebenfalls bei p. machinery. Diese Reihe will ich fortsetzen. Da kommt immer mal eine neue Geschichte dazu. Außerdem mache ich weiter bei den „Phantastischen Miniaturen“ bei Thomas LeBlanc mit.