Interview Monika Niehaus
Heute steht uns Monika Niehaus Rede und Antwort.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich bin leidenschaftliche Geschichtenerzählerin – das habe ich wohl von meinem Vater, der eine Weile als Schiffsarzt zur See gefahren ist und mit den tollsten Geschichten nach Hause kam (wenn da sicher auch viel Seemannsgarn drunter war). Und wir hatten einen gut gefüllten Bücherschrank zuhause, von Karl May über Jules Verne und Conan Doyle bis H. G. Wells.
Da kommt man schon auf Ideen …
Und als ich anfing, Biologie zu studieren, hatte ich das Glück, dass der Ordinarius SF-Fan war. In der Biologie muss man nämlich nur einen Schritt weitergehen, um in der SF zu landen – man denke nur an fiese Körpermitbewohner, seltsame neurologische Syndrome und wirklich außergewöhnliche Sexualgewohnheiten. Besagter Ordinarius hat dann auch meinen ersten SF-Roman „Die Mission der Päpstin Johanna“ gegengelesen und kommentiert.
Also: Ich hatte ein sehr gutes Umfeld.
Viele deiner Geschichten sind in den Phantastischen Miniaturen veröffentlicht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Da kann ich nur einen Namen nennen: Jörg Weigand. Wir lernten uns anlässlich der Robert-Sheckley-Preisverleihung des Bastei-Verlags kennen, bei der er in der Jury saß, und daraus wurde eine nur schon fast 40 Jahren währende Freundschaft. Und Jörg kennt einfach jeden im Geschäft – natürlich auch Thomas Le Blanc, den Leiter der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Also wusste Jörg auch von den „Minis“ und regte mich an, eine Story beizutragen – die Kürze liegt mir, und so bin ich seit dem ersten Heft 2011 dabei – inzwischen sind es über 70. Jörg hat mich dann auch nach Wetzlar geschleift, ich habe Thomas persönlich kennengelernt und freue mich jedes Jahr auf das dortige Treffen der Mini-Autoren. Noch sind uns die Ideen nicht ausgegangen…
Wie schaffst du es, so verschiedene Genres gleich hochwertig zu bedienen?
Ich finde, meine Sachbuchthemen – Neurophysiologie/-psychologie und Parasitismus – und SF liegen gar nicht so weit auseinander. Aus den „Psychotrojanern“ sind mehrere Themen in der SF wiederverwendet worden – Parasiten bieten als „Strippenzieher“ einfach genial viele Möglichkeiten!
Zudem übersetze ich Fach- und Sachbücher im Bereich Zoologie und zusammen mit meinen Freund und Kollegen Bernd Schuh (Physiker) auch Populäres aus Physik und Mathe. Das bildet ungemein und hat mir auch bei dem neuesten Sachbuch „Dem Gehirn beim Denken zusehen“, das ich zusammen mit meinem Sohn Martin (Psychologe) geschrieben habe, sehr geholfen. Denn um verständlich zu schreiben, muss man’s erst mal selbst verstanden haben.
Was macht für dich eine gute Pointe aus?
Sie muss prägnant und überraschend sein. Gerade bei einem kurzen Text wie den Minis, die nicht mehr als 700 Wörter umfassen sollen, darf man sie nicht kommen sehen, sondern sich über eine unerwartete Volte freuen. Eine gelungen Pointe sollte einen Wow-Effekt auslösen!
Sachtext oder Fiktion: Was macht dir mehr Spaß?
Die Abwechslung! Sachtexte sind insofern einfacher, als man kapitelweise vorgehen und die ganze Chose später ordnen kann, bei einer SF- oder Fantasy-Story sollte alles von Anfang an auf einem Guss sein – mit später noch daran Rumbasteln habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Spaß macht es immer dann, wenn man das Gefühl hat, der Text ist „spannend und sitzt“. Damit sind wir beim Küchentischtest: Was dort bei den Gästen gut ankommt, ob Non-Fiction oder SF, tut‘s in der Regel auch im Buch/als Story.
An welchem neuen Projekt hättest du deine wahre Freude?
Meine Texte, ob Sachbuch oder SF/Fantasy, selbst zu bebildern. Ich habe mal kurz an der Düsseldorfer Kunstakademie dilettiert (Jupp Beuys war mein Patenonkel), aber in der Biologie haben ich die netteren Leute kennengelernt, darunter meinen späteren Mann, und so bin ich eben Biologin geworden. Die Freude am Zeichnen und Malen habe ich mir bewahrt, doch wenn man so lange ausgesetzt hat, dauert es eine ganze Weile, bis man wieder „drin“ ist.
Aber ich werde es versuchen…
Wie sieht dein perfekter Schreibtag aus?
Allein! Keine Störung, kein Telefon, kein Handy, dazu eine geniale Idee und dann loslegen im Flow. Grässlich ist es allerdings, wenn man an so einem perfekten Tag mit tippbereit erhobenen Händen da sitzt und einem partout nichts einfallen will … dann gehe ich die Küche, lade Gäste ein und wir kochen.