Interview Sabine Frambach

Interview Sabine Frambach

Sabine Frambach ist ihres Zeichens nicht nur Autorin, sondern hat mit Kai Focke bereits erfolgreich zwei Anthologien herausgegeben. Eine dritte Ausschreibung läuft derzeit. In meinen Augen der richtige Moment, ihr ein paar Fragen über das Schreiben und auch über die neue Anthologie zu stellen.

Mit Kai Focke hast Du bereits Anthologien herausgegeben. Welche Vorteile bietet es als Herausgeberteam zu arbeiten?
Viele! Und es gibt auch Nachteile (wie immer im Leben). Aus meiner Sicht ergänzen wir uns sehr gut, verschiedene Menschen bringen immer verschiedene Stärken mit ein. Kai ist diszipliniert, kommunikativ, offen und kann sehr zielgerichtet arbeiten.
Jeder Mensch macht auch Fehler, und in einem Team entdecken wir vielleicht diese gegenseitig, bevor Außenstehende es tun.
Für mich ist es auch eine Frage von guten und schlechten Zeiten. Wir arbeiten beide, die Projekte kommen als Sahnehäubchen dazu, und geteilte Mehrarbeit ist besser zu händeln. Alleine könnte ich dies nebenbei gar nicht stemmen.
Bei der Auswahl der Geschichten halte ich es für sehr wichtig, verschiedene Menschen in den Prozess zu involvieren. Geschmäcker sind sehr unterschiedlich, und eine gute Mischung gelingt aus meiner Sicht besser mit mehreren Köpfen. In den bisherigen Projekten hat sich gezeigt, dass wir durchaus unterschiedlicher Ansicht waren und auch andere Vorlieben haben. Der Austausch darüber bringt mir Klarheit, was und vor allen Dingen warum mir etwas gefällt. Auf diese Weise ist die Auswahl gerechter.
Die Zusammenarbeit mit Kai ist unproblematisch und bereichernd. Ich würde niemals Pferde stehlen, aber wenn, dann wäre Kai ein Mensch, den ich dabei um Hilfe bitten würde.

Wenn Du an der Hochschule der Zukunft studieren würdest, welches Fach würdest Du wählen?
Schöne Frage! Mir fallen sofort mehrere für mich interessante Fächer ein: Kreatives Schreiben mit KI und ethische Biopsychologie. Ja, ich weiß, das gibt es schon. Aber solche Themen werden in der Zukunft wichtig sein. Aktuell ist es mit ChatGPT möglich, Texte schreiben zu lassen, die durchaus lesbar sind. Sie sind kaum noch von menschlichen Texten zu unterscheiden. Als kreativer Mensch stelle ich mir nicht die Frage, wie ich ChatGPT und seine Texte verhindere. Stattdessen möchte ich über die Möglichkeiten nachdenken, solche KIs in meine Prozesse zu integrieren.
Biopsychologie hatte ich in meinem Erststudium, es ging beispielsweise um Hirnforschung, Auswirkungen von Medikamenten und Drogen auf das Verhalten, Persönlichkeitsveränderungen durch Veränderungen des Körpers. Was, wenn es eine Pille gäbe, die mich vom Schlaf befreit durchlernen lässt? Werde ich sie nehmen? Und wird mein so entstandener Vorteil bald verschwunden sein, weil jeder Mensch diese Pille nutzt?
Die Zukunft birgt viele Möglichkeiten, und jede Errungenschaft stellt uns Menschen vor neue ethische Fragen. Welche Rechte werden KIs zukünftig haben? Wenn die Medizin körperliche Behinderungen ausmerzen kann, ist es dann akzeptabel, wenn ein Mensch sich dagegen entscheidet?

Was wünscht Du Dir für die Zukunft der Hochschule?
Ich hoffe, dass die Lehre unabhängig von Geldgebern und von Politik bleibt.
Ich erhoffe mir Zugänge zu Wissen, die weniger kompliziert und barrierearm sind, die auch kurze Besuche sinnvoll werden lassen, die dem lebenslangen Lernen stärker entsprechen.
Ich hoffe, dass der kritische Umgang mit Informationen gelehrt wird. Es wird immer leichter, Informationen zu erhalten, und umso schwieriger, diese zu prüfen. Wer unsere Welt verändern will, muss sie verstehen, wer sie verstehen will, benötigt Informationen. Dies zu vermitteln ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft im Bereich Lernen.

Welcher Arbeitsabschnitt bei der Herausgabe einer Anthologie macht Dir am meisten Spaß?
Definitiv die Diskussion über die Texte. Ich freue mich bereits sehr darauf zu vergleichen, zu hinterfragen und den eigenen Blickwinkel auf Geschichten hierdurch zu erweitern.
Jetzt fehlen nur noch die Texte.

Was reizt Dich bei dieser Anthologie am meisten?
Ich erwarte vielfältige Ideen und Fantasien rund um die Hochschule der Zukunft, satirische Einfälle, vielleicht konkrete bereits umsetzbare Vorstellungen und spannende Geschichten.
Das Lernen verändert sich. Früher sagten wir auswendig gelernte Gedichte auf, dann analysierten wir sie, wer weiß, was wir im Jahr 2049 tun werden. Darauf bin ich sehr gespannt.


Hier geht es direkt zur Ausschreibung:
Dhbw Mannheim – Anthologie „Hochschule der Zukunft im Jahr 2049“

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