Interview Thorsten Küper
Heute gibt es ein neues Interview. Thorsten Küper, bekannt für seine Talkien-Runden und Leseabende, hat sich Zeit für ein Interview genommen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich wollte eigentlich schon immer Science Fiction schreiben. Mitte er 90er habe ich damit angefangen, selber Kurzgeschichten und auch Romane zu tippen (wobei die Romane glücklicherweise nicht erhalten geblieben sind), außerdem habe ich mit kurzen satirischen Texten herumexperimentiert. Ab 1999 wurde es dann ernst. Ich habe für einen Wettbewerb geschrieben, die erste Runde gewonnen, der Wettbewerb wurde aber nicht weitergeführt. 2000 habe ich zum ersten Mal eine Kurzgeschichte im Computermagazin c`t unterbringen können.
Wie kann man sich deinen Schreiballtag vorstellen? Suchst du nach Ausschreibungen und verfasst dazu deine Texte?
Ich bin vor allem ein fauler Schreiber. Ich verfasse zwar täglich irgendwelche Texte, aber da muss es sich nicht um irgendein Kurzgeschichtenprojekt handeln. Es sind viele Beiträge für soziale Netzwerke, oft nur kleine Gag-Dialoge, die nicht unbedingt mit tatsächlichen Ereignissen zu tun haben müssen. Wenn ich an einer Kurzgeschichte schreibe, dann bin ich nicht bereit, auch nur einen einzigen Satz zu verfassen, solange ich die Pointe nicht kenne. Ideen, Stichworte, Dialogfragmente notiere ich handschriftlich in ein kleines Buch oder später in die Datei mit dem Text. Die Pointe kann sich im Verlauf des Schreibens noch mal ändern, oder ein zusätzlicher Twist entstehen, aber die Basisgeschichte muss im Kopf fertig sein, bevor ich anfange, sie tatsächlich umzusetzen.
In den letzten Jahren bist du mehrfach für Preise nominiert worden. Beeinflusst das deine Art zu schreiben?
Es stellt eine Motivation dar, ganz klar und natürlich stelle ich mir auch immer die Frage, ob das, was ich da gerade niederschreibe, wirklich irgend jemandem gefallen könnte. Eine spätere Nominierung ist aber nicht das Primärziel. Obwohl…doch, irgendwie schon.
Zuletzt erschien im Leserattenverlag deine Kurzgeschichte zu “Verdamnt!” Worum geht es in der Geschichte und wie kam es zu deiner Beteiligung?
Marc hatte mich eingeladen,, mich an der Serie zu beteiligen und da ich noch nie etwas über Kaijus geschrieben habe, war mein Interesse am Thema entsprechend groß. Die Story hat trotzdem einen leicht…oder eher mittelschwer satirischen Einschlag. Ich kann Wissenschaftsleugner nicht ausstehen und habe mir ein 1200 Tonnen schweres Argument ausgedacht, das sie nicht ignorieren können. Oder eben doch…
Neben deiner Schriftstellerei bist du im Internet sehr aktiv. Regelmäßig veranstaltest du mit Talkien Gesprächsrunden und bei “Brennende Buchstaben” finden Lesungen statt. Wie wählst du die Themen und auch die Beteiligten aus?
Bei Talkien überlegen Frederic Brake und ich durchaus intensiv, was denn wohl interessant für Zuschauer sein könnte. Bei den Lesungen habe ich früher einfach Leute eingeladen, deren Namen ich kannte. Manchmal aus gemeinsamen Projekten, aber nicht unbedingt. Mittlerweile ist es so, dass die meisten Lesungen sich aus Anfragen ergeben. Ich muss also nicht suchen, die Gäste kommen von allein auf mich zu. Beim siebten virtuellen Literaturcon sind die Programmpunkte teilweise aus Anfragen der letzten Monate entstanden, aber auch, weil ich versuche einen schönen aussagekräftigen Querschnitt durch die Szene zu bieten. Eigentlich müsste ich das Programm aber mindestens doppelt so lang machen, denn ich musste dieses Jahr auch wieder interessante Leute außen vor lassen.
Mehrere deiner Geschichten sind dem Genre Steampunk zuzuschreiben. Was reizt dich an dem Genre besonders?
Ich liebe die Optik, die Tatsache, dass es ein Makergenre ist, das Bastler und Gewandete inspiriert, dass es eine Nachhaltigkeitsphilosophie durchdringt, die den Wegwerf-Lifestyle des Cyberpunk konterkariert. Davon abgesehen macht mir die alte, sehr förmliche Sprache wahnsinnig viel Spaß. Und vielleicht ist es ja auch so, dass eine Zukunft, die man nicht mehr erleben wird, nicht mehr so interessant ist, wie eine Vergangenheit, die es nie gab.
Was macht für dich die perfekte Kurzgeschichte aus?
Wenn man sich angesichts der Dichter der Atmosphäre, als auch der Originalität und der daraus entstehenden Spannung nach der Lektüre fragt, ob das, was man soeben mit dem Protagonisten durchlebt hat, tatsächlich in eine Kurzgeschichte gepasst haben konnte. Dimensionskompression, wenn das Raumschiff innen viel größer ist, als es von außen aussieht. So muss eine perfekte Kurzgeschichte sein.