Hallo zusammen.
Diesen Monat treffen wir eine Autorin, die mit Wölfen tanzt und Götter versteht.

Ich habe gerade „Shape me“ von dir beendet. Wie kommt man als Autorin von solch einem Thema zur Götterwelt?
Ich lege mich thematisch beim Schreiben sehr ungern fest, von Science Fiction bis zu historischen Stoffen war schon so ziemlich alles dabei! Ägyptische Mythologie interessiert mich bereits seit meiner Kindheit, es war eigentlich immer klar, dass ich dazu einmal etwas schreiben möchte.

Wie kann ich mir es überhaupt vorstellen, hattet ihr von Anfang an eine Reihe im Sinn? Oder hat es sich eher ergeben?
Das hat sich tatsächlich (auf wundervolle Weise) so ergeben! Wir haben beide mit jeweils einer Kurzgeschichte zu unseren jeweiligen Göttern angefangen, die wir für die Anthologie „Kemet – Die Götter Ägyptens“ beim Art Skript Phantastik Verlag eingereicht hatten. Anschließend hatten wir beide noch mehr Stoff und begannen mit den Arbeiten an größeren Soloprojekten zu den Protas („Road to Ombos“ und „Totenfluch“). „Road to Ombos“ bekam Jenny auch schon zum Testlesen und es gibt einen kleinen Mafed-Cameo am Ende. Noch während Jennys Arbeit an „Totenfluch“ hatten wir dann die Idee, die beiden Götter aufeinandertreffen zu lassen – was nach 19 Tagen in dem Rohskript von „Path into Duat“ resultierte, mit über 600 Seiten. Danach war der Funke entzündet, und es war klar: Wir haben noch so viel mehr Geschichten zu erzählen, und wir bekommen weder die beiden Götter noch uns wieder getrennt. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir dann ein Konzept für den weiteren Verlauf der Reihe.

Ich denke mir, ein solches Projekt funktioniert über Arbeitsteilung. Wer von euch macht was?
Die meisten Aufgaben erledigen wir gemeinsam. Beim Plotten sammeln wir unsere Ideen auf einem Trello-Board, dort gibt es auch Datenbanken zu den Figuren, Pläne für unsere Buchboxen und unseren aktuellen Marketing- und Social-Media-Plan. Mittlerweile sind wir da schon ziemlich durchstrukturiert, was auch notwendig geworden ist, damit wir alles unterbringen. Beim Schreiben ist die Aufteilung 50/50 – Jenny schreibt Mafeds Perspektive und ich die von Seth. Dazu kommt dann noch die Recherche, was wir uns ebenfalls teilen (wobei Jenny mich oft liebevoll ihren Schwamm nennt, weil ich gern mal deepdive und mich tief in ein Thema stürze). Dafür übernimmt Jenny oft den Löwenanteil auf unserem Discord-Channel und hat die besten Ideen, wenn es darum geht, Aktionen, Gewinnspiele und anderes zu organisieren, mit dem wir unseren Community eine Freude machen können.

Wenn ihr mit dem Schreiben beginnt, wie viel der Story ist zu dem Zeitpunkt geplottet?
In der Regel alles! Wir sind eigentlich ursprünglich beide Pantser, für die Reihe war es aber notwendig, sehr genau vorab zu plotten, und mittlerweile macht uns das auch extrem viel Spaß. Das resultiert auch darin, dass wir nicht immer chronologisch schreiben, wodurch es manchmal zu witzigen Situationen kommt, wie zum Beispiel der, dass der nächste Band der Kemet-Reihe schon vor zwei oder drei Jahren fertig geschrieben war, oder dass wir schon mehrere Kapitel für den finalen Band haben, der noch einige Jahre auf seine Veröffentlichung warten wird. Bis auf ein paar Details liegt der komplette Plan der Reihe bereits vor, nur manchmal brauchen wir noch etwas Feinabstimmung, wenn sich Figuren in unerwartete Richtungen entwickeln oder sich neue Ideen auftun, die Änderungen erfordern.

Soweit ich richtig informiert bin, soll im Dezember der nächste Band der Reihe erscheinen? Warum geht es dieses Mal?
Der nächste Band erscheint wieder zum BuCon, also im Oktober 2026! Diesmal geht es zurück nach New York, und Seth und Ian Barnell werden sich zum ersten Mal persönlich begegnen. Mehr verraten wir erst noch!

Welche Projekte plant ihr als nächstes?
Zu der „Kemet“-Reihe erscheint nun jedes Jahr ein neuer Band von uns beiden, daran arbeiten wir fortlaufend. Nebenbei gibt es aber auch noch andere Projekte, teils in Eigenregie, aber auch weitere gemeinsame Projekte! Jenny veröffentlicht demnächst unter dem Pseudonym Sophia Monroe die Serie „Chasing Temptation“ mit queeren, spicy Geschichten. Die erste erscheint am 06.12.2025. Ich gestalte für die Serie die Cover und mache das Lektorat (kann also schon ganz unvoreingenommen sagen, dass die großartig werden!). Bei mir steht aktuell vor allem das Finale der Reihe „Weißer Wolf“ an, wobei es 2026 zwei Bücher als Abschluss geben wird. Ich kann zumindest schon verraten, dass wir auch hier unsere Köpfe zusammengesteckt haben und wir eine besondere Überraschung für „Kemet“-Fans bereithalten! Außerdem haben wir noch ein gemeinsames Manuskript in Arbeit, das weder „Kemet“ noch Phantastik wird.

Neben deiner Autorentätigkeit bist du auch Lektorin. Findest du, dass es auch dein eigenes Schreiben bereichert, wenn du tief in andere Welten abtauchst?
Auf jeden Fall, besonders handwerklich habe ich den Eindruck, dass es mich immer wieder weiterbringt, an den Texten anderer mitarbeiten zu können. Gleichzeitig ist es manchmal aber auch knifflig, die innere Lektorin beim Schreiben auszuschalten. Ich muss mir dann oft selbst etwas auf die Finger hauen und mich daran erinnern, dass erst das Schreiben kommt und dann das Überarbeiten, sonst kann es auch passieren, dass mich das selbst blockiert.

Ihr wollt mehr über Melanie wissen oder auf dem Laufenden bleiben? Dann folgt ihr hier:
www.instagram.com/melanievogltanz

Foto: David Knospe