Interview Frederic Brake

Interview Frederic Brake

Hallo zusammen.
Dieses Jahr bekommt ihr einmal im Monat ein exklusives Interview. Den Anfang macht Frederic Brake.

Jemand wie du, der schon lange schreibt, hat viele Veränderungen in der Schreibkultur mitbekommen. Was fällt dir am meisten auf?
Ich schreibe und veröffentliche seit gut 15 Jahren. In dieser Zeit hat sich vor allem die Wahrnehmung der Sprache gewandelt. Sicherlich ist es kein Nachteil, Content warnings zu geben – die können durchaus auch Interesse wecken – es darf nur nicht dazu führen, dass das Glattschleifen der Sprache die möglichen Geschichten mit eliminiert. Leider wird die Diskussion darum, was und vor allem von wem noch erlaubt ist, sehr verbissen und ohne Konsensbewusstsein geführt. Erzähweisen haben sich aber auch geändert. Die Struktur, die viele Fernsehserien haben, finden sich immer häufiger auch in der Literatur wieder. Das mag man mögen oder nicht, um eine Anpassung an das Konsumverhalten kommt man nicht herum.

Vielfach sagt man, Schreiben ist ein einsames Hobby. Wie empfindest du das?
Gar nicht so. Gutes Schreiben ist ohne Austausch gar nicht möglich. Das fängt beim Austesten von Ideen an und hört beim Lektorat nicht auf. Durch das Schreiben und Reden darüber habe ich viele tolle Menschen kennengelernt und Freundschaften geknüpft. Schreiben ist vielleicht oft eine brotlose Kunst, aber einsam ist es nicht.

Was findest du interessanter? Eine Geschichte in einer neuen Welt zu erschaffen oder in eine bereits bekannte zurückzukehren?
Äh … Weltenbau in einer Geschichte ist nie zu Ende. Selbst, wenn ich neue Figuren und Settings kreiere, dann nehme ich dafür oft Teile aus einem schon von mir erdachten Universum bzw. Geschichtenraum. Stephen King z.B. macht das ja so ähnlich – nicht, dass ich mich mit King vergleichen würde. Ich denke, es ist leichter eine Geschichte zu erzählen, wenn man sich auf vertrautem Terrain bewegt.

Für unsere Vampirausgabe hast du eine Geschichte um deinen Charakter Peter Lannister erdacht. Erzähl ein bisschen über ihn.
Peter Lannister ist ein zerrissener Charakter. Um das Überleben seiner Tochter zu ermöglichen, ist er zum Vampir geworden, wobei in dem Universum, in dem er lebt, Vampire entweder geächtet sind oder auf die Jagd verzichten und Spenderblut trinken. Peter weiß allerdings auch, dass die vampirische Natur beständig darum ringt, seine menschliche Seite zu verdrängen. Das sie überhand gewinnt, würde er aber nicht zulassen. Dieses Spannungsfeld macht ihn so interessant. Außerdem ist er in großer Sorge um seinen Freund Georg Graf von Frankenberg. Peter möchte nicht, dass er stirbt und versucht ihn daher permanent zu überreden, auch ein Vampir zu werden. Doch der moralische Kompass Frankenbergs hindert diesen daran. Ein herrliches Konfliktfeld, das Raum für viele Dialoge der beiden bietet. Ein bisschen Egoismus ist auch dabei, Frankenberg ist Peters einziger echter Freund. Denn weder Menschen, noch die übernatürlichen Wesen seiner Welt erkennen ihn an. Einzig die Eisige Königin, Herrscherin über die Faerie Greater Londons, respektiert ihn, wenn sie ihn auch nicht mag.

Du hast schon in mehreren Genres veröffentlicht. Bevorzugst du eins?
(lacht) Nein. Ich würde ja auch kein Kind bevorzugen, wenn ich mehrere hätte.

Neben dem Schreiben moderierst du mit Thorsten Küper „Talkien“. Wie kam es zu dem Format und wie die Planung einer Folge ab?
Irgendwann vor ein paar Jahren fiel mir auf, dass es zwar reichlich Podcasts und Videocasts zur Fantastik gab, aber keine Talkshow. Also schlug ich Thorsten Küper vor, so etwas auf die Beine zu stellen und rannte damit offene Türen bei ihm ein.

Üblicherweise läuft die Planung so ab, dass wir schauen, welche potentiellen Gäste wir zu einem Thema kennen und dann anhand der verfügbaren Termine den Sendungstermin festlegen, üblicherweise an einem Sonntag Abend. Da kollidieren wir maximal mit dem Tatort. (grinst)
Und dann geht es an die Feinrecherche. Was wurde zum Thema schon gesagt und von wem? Welche Beispiele für die Verbindung zur Fantastik gibt es? Aktuelle Entwicklungen? Welcher der Gäste hat was gesagt zum Thema? Daraus entwickeln wir dann Fragen. Die nutzen wir, um die Diskussion zu steuern. In der Regel stemmen Thorsten, der auch für die Technik verantwortlich ist, und ich das alleine. Manchmal haben wir dankenswerter Weise Hilfe, wie z.B. bei der Sendung über Extremismus. Eine Lernkurve nach der Sendung über Geschlechter in der Fantastik.
Kurz vor der Sendung machen wir noch ein/zwei Trailer.
Das Aussuchen der Themen nimmt einen großen Platz ein. Einerseits wollen wir interessante Inhalte bieten. Andererseits natürlich auch zur Diskussion anregen. Das klappt. Meistens. (zwinkert lächelnd)
Alles in allem fließen schon etliche Stunden in die Vorbereitung, was sich dann, gemessen an den Zuschauerzahlen, wohl auch auszahlt. Die catchphrase „Und bis dahin: Bitte bleibt fantastisch“ hat sich quasi von selbst ergeben.

Was erscheint von dir dieses Jahr?
Hoffentlich ein neuer Ikarus Roman als Auftakt einer neuen Trilogie.

Herzlichen Dank für die tollen Fragen.

Foto: Frederic Brake (privat)

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