Literaturinterview Manuel O. Bendrin

Literaturinterview Manuel O. Bendrin

Habt ihr euch schon einmal vorgestellt, wie es wäre, wenn ihr eine Romanfigur zu ihren Handlungsweisen befragen könntet? Wenn ihr sie fragen könntet, warum sie etwas in einer Geschichte tut und warum sie sich so verhält, wie sie es tut?
Also, seid ihr bereit ein Interview zu lesen, was Realität und Fantasie vermischt?
Manuel O. Bendrin hat sich erneut in seine Romanfigur Seìka hineinversetzt und die folgenden Fragen beantwortet.

Seìka, du bist in „Legende eines Helden“ eine der Hauptfiguren. Erzähl doch ein bisschen von der Geschichte.
Oh, was gibt es da viel zu erzählen? Eine Rebellion aus Verzweiflung trieb mein Volk zu einer unbedachten Tat, die Krieg über das Reich der Menschen brachte. Es war selbstverständlich meine Pflicht, dieses Unrecht wieder gut zu machen. Dabei traf ich auf Īsarnaro, der genauso wie ich an einer Lösung mit möglichst wenigen Opfern auf allen Seiten interessiert war. Ich durfte ihn in dieser Geschichte begleiten, wie er nicht nur das eigene Volk in eine hoffentlich bessere Zukunft führte. Mein Part war nur marginal.

Siehst du dich als Protagonist oder Antagonist?
Weder noch. Dies ist nicht meine Legende oder seht ihr mich etwa als einen Helden?

Warum hast du Īsarnaro als deinen Begleiter auserwählt?
Begleiter? Das ist eine nette Ausdrucksweise für den Haftmeister, ganz ehrlich. Wir trafen durch Zufall aufeinander und so wurde ich Teil seiner Geschichte.

Woher nimmst du die Berechtigung für deine Handlungen?
Welche Handlungen? Sind Dinge wie atmen, essen – also leben, nicht in sich selbst berechtigt? Brauche ich dafür eine Rechtfertigung? Brauche ich eine Rechtfertigung, wenn ich spreche oder gehe? Brauche ich eine Rechtfertigung, wenn ich Freunde finde, scherze, mich freue oder trauere? Das klingt so, als täte ich mit jeder einzelner meiner Handlungen etwas Unrechtes, weil ich mich berechtigen muss. Ist leben und überleben etwa Unrecht?

Bereust du etwas?
Ich bereue vieles in meinem Leben. Zu viel. Vielleicht aber auch nicht genug. Nur ein Tier kann sein ganzes Leben ohne Reue leben, denn nur ein Tier erkennt seine Fehler nicht.

Oder ich frage einmal anders, wie weit würdest du für dein Ziel gehen? Würdest du über Leichen gehen?
Tun wir das nicht alle jeden Tag aufs Neue? Wir töten, um zu leben. Nur so kann Leben sich erhalten.

Die gesamte Welt ist auf Leichen vergangener Generationen aufgebaut. Ganze Völker wurden ausgelöscht, um als Fundament einer neuer Zivilisation zu dienen. Es gibt immer zwei Gesinnungen, die gegeneinander kämpfen: erneuern oder erhalten. Damit man etwas erneuer kann, muss man zuerst das Alte vernichten – und leider auch jene, die es um jeden Preis schützen wollen. So wie diese die Erneuerer vernichten müssen, wenn sie das Bestehende erhalten wollen. Die größere Macht wird sich durchsetzen und die schwächere wird ausgelöscht. Ich glaube, ihr nennt dies Evolution.

Ist deine Geschichte mit diesem Band zu Ende erzählt?
Wurde denn meine Geschichte in diesem Buch erzählt? Soweit ich mich entsinne, ist jenes die Geschichte eines anderen. Meine Geschichte wurde nie begonnen zu erzählen, wie kann sie dann enden?

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